Intervallgetreue Anpassung der Tonhöhe
Transponieren in der Piano Roll
Nicht jeder Einsteiger, der beginnt mit Hilfe einer DAW eigene musikalische Werke zu
fertigen, ist ein gestandener Musiker mit viel Erfahrung; und wie an anderer Stelle bereits vermerkt, richtet
sich unsere Einführung in die Grundlagen mehr an diejenigen unter den Lesern, die über eher bescheidene musikalische
Fähigkeiten verfügen und die dennoch gern eigene oder ältere, bereits geschichtsträchtige Rhythmen und Melodien
vertonen möchten. Doch wohl jeder, gleich ob musikalisch wenig begabter Einsteiger oder nicht, wird früher oder
später an einen Punkt kommen, wo die Noten so rein gar nicht zu einem gewählten virtuellen Instrument oder zum
eigenen Hörempfinden passen möchten.
An diesem Punkt angekommen, hilft nichts weiter, außer alle Noten eines Musikstückes intervallgetreu zu erhöhen
oder zu erniedrigen. Leider erscheint dieses Transponieren im Notensystem vor lauter Vorzeichen für Einsteiger
oftmals schwieriger umsetzbar und vor lauter musikwissenschaftlichen Fachausdrücken undurchsichtiger, als es
letztendlich ist. Und was tun, wenn wir uns in der Piano Roll einer DAW befinden und gar keine Noten mit irgendwelchen
Vor- oder Versetzungszeichen in einem Notensystem zu sehen sein sollten?
Übersicht › Transponieren:
- Was ist eine Piano Roll?
- Kenntnisse, die nicht zwingend benötigt werden
- Kenntnisse, die benötigt werden
- Ausgewählte Beispiele
Was ist eine Piano Roll?
Piano Roll ist eines der Ausdrücke, die sich im Englischen besser oder zumindest interessanter anhören, als im Deutschen. Diese Rollen gab es einst auch in deutschen Landen, nur wurden diese dann einfach als Notenrolle bezeichnet. Für Leierkästen (Drehorgeln) sollen diese Notenrollen in Form von Lochbändern noch heute erhältlich sein. Im Unterschied zu einst, wo die Abtastung bei von allein spielenden Klavieren noch pneumatisch erfolgte und mechanisch umgesetzt wurde, besitzen wohl alle DAWs (Digital Audio Workstation) ein digitales Äquivalent und die Töne werden elektrodynamisch durch Lautsprecher erzeugt. In diesen digitalen Notenrollen können wir dann mit der Maus die gewünschten Noten zeichnen, nach denen unsere virtuellen Instrumente spielen sollen.
Kenntnisse, die nicht zwingend benötigt werden
Im Bereich der Musik werden für Intervalle gerne spezielle Bezeichnungen benutzt, wie
Terz, Quinte oder Oktave, die sich dann weiter unterteilen lassen. Wer nach passenden Akkorden für eine Melodie
sucht, wird über kurz oder lang nicht umhin kommen, sich mit diesen Intervallen eingehender zu beschäftigen.
Sollten diese Bezeichnungen jedoch den einen oder anderen Einsteiger anfänglich beim Anpassen der Tonhöhe eher verwirren,
statt zur innerlichen Erleuchtung beizutragen, keine Angst es geht auch weitestgehend ohne. Einzig der Umfang
einer Oktave sollte bekannt sein.
Weiterhin werden den schwarzen Tasten auf einem Piano Bezeichnungen wie Cis oder Dis zugeordnet und außerdem
den Tonleitern aller Tonarten (außer C-Dur) in unterschiedlicher Anzahl beigemischt. Und es kommt noch
schlimmer und so kann aus einem Cis ein Des werden, obwohl es sich um ein und dieselbe Taste handelt. Diese Bezeichnungen
brauchen nicht gleich auswendig zu gelernt werden, anfänglich ist nur wichtig zu wissen, dass es Ganzton-
und Halbtonschritte gibt.
Für Leser, die es dennoch interessiert, die Bezeichnung ändert sich, je nachdem, ob ein Stammton erhöht oder
erniedrigt wurde und so wird z.B. ein erhöhtes F auf der gleichen Taste angeschlagen, wie ein erniedrigtes G.
Die schwarze Taste zwischen F und G ist somit für die Töne Fis und Ges zuständig.
Pianoklaviatur mit erhöhten und erniedrigten Stammtönen
[Ansicht ++]
Kenntnisse, die benötigt werden
Zu den Kenntnissen, die zwangsläufig benötigt werden, um mit einem Editor in der Piano
Roll brauchbare Ergebnisse zu erzielen, gehört der Aufbau einer neuzeitlichen Pianotastatur. Jede digitale Piano-Roll
enthält, wie könnte es anders sein, eine digitale Pianotastatur und diese digitale Tastatur ist nicht anders
belegt, als eine Klaviatur von einem echten neuzeitlichen Piano. Sind diese Kenntnisse vorhanden, ist eine Anpassung
der Tonhöhe durch Versetzung relativ einfach.
Etwas genauer, eine neuzeitliche Klaviatur eines Pianos besitzt in der Regel 88 Tasten, die in 7 1/3 Oktaven
unterteilt werden. Der sich daraus ergebene Tonumfang entspricht beinahe dem Tonumfang des menschlichen Gehörs,
in dem es Töne unterscheiden kann. Es gibt Instrumente mit weniger oder mehr Tasten. Weniger vor allem bei Keyboards,
doch ein Keyboard ist nun einmal kein Flügel.
Jede volle Oktave wiederum wird auf 12 Tasten abgebildet und setzt sich aus 7 weißen und 5 schwarzen Tasten zusammen.
Die Oktaven tragen Namen, wie zum Beispiel große Oktave, kleine Oktave oder eingestrichene Oktave.
Ein Einsteiger sollte wissen, eine Tonleiter, die auf einer Oktave gespielt wird, kann auf einer nachfolgenden
Oktave fortgesetzt oder gleich in dieser gespielt werden. Die Frequenz eines Tones verdoppelt sich von Oktave
zu Oktave, womit ein c' in der eingestrichenen Oktave sich ähnlich wie ein c'' in der zweigestrichenen Oktave
anhören würde, nur halt eine Oktave höher. Umgekehrt nicht anders, nur in diesem Fall eine Oktave niedriger.
Pianoklaviatur mit sich wiederholender C-Dur Tonleiter
[Ansicht ++]
Weiterhin ist es wichtig zu wissen, dass eine Tonleiter, gleich welcher Tonart, sich
nicht nur aus ganzen Tönen zusammensetzt, sondern bedingt durch definierte Tonabstände auch Halbtöne enthält.
Bei der Entwicklung von Klaviaturen wurde diesem Umstand Rechnung getragen, in dem die Halbtonschritte zwar
mehrheitlich den schwarzen Tasten zugewiesen wurden, doch in allen Oktaven und zwar dort wo sich keine schwarze
Taste zwischen zwei weißen Tasten befindet, beide weißen Tasten auch nur einen halben Ton auseinanderliegen.
Es sei angemerkt, zwei Tonleitern lassen sich nur auf den weißen Tasten spielen und zwar C-Dur und a-Moll. Bei
den Tonleitern von allen anderen Tonarten müssen die schwarzen Tasten mit ins Spiel einbezogen werden. Auf dieser
Seite bleiben wir bei den Dur-Tonarten und alle Dur-Tonarten fußen auf folgender Reihenfolge:
"Ganzton – Ganzton – Halbton – Ganzton – Ganzton – Ganzton – Halbton"
Diese Reihenfolge muss beim Versetzen in eine andere Dur-Tonart einbehalten werden, was
aber nicht sonderlich schwer ist. Einzig die Erkennung der Tonart dürfte eventuell den einen oder anderen Einsteiger
anfänglich noch Probleme bereiten.
Hinweis: In welcher Tonart ein Musikstück geschrieben wurde, sollte sich an der
ersten und letzten Note erkennen lassen und an den gesetzten Vorzeichen, falls vorhanden.
Zur intervallgetreuen Versetzung der Tonhöhe sollte der Einfachheit halber nicht zwischen Halb- und Ganztonschritten
unterschieden werden, da es einfacher ist, nur in Halbtonschritten zu zählen. Wie in den Beispielen auf dieser
Seite, sollte es genügen, alle Noten um die gleiche Anzahl an Halbtonschritten nach unten oder oben zu verschieben.
Nebenbei bemerkt entsprechen sämtliche Vorzeiten der Anzahl an Halbtonschritten, so dass sich auch diese einfacher
werten lassen. Die Reihenfolge von Ganztönen und Halbtönen bei den Tonstufen bleibt bei dieser Zählweise entsprechend
der gewünschten Tonart erhalten. Was sich letztendlich ändert, ist die Tonart und die in einer Piano Roll nur
gedachten Vorzeichen.
Diese Vorzeichen und zugehörigen Tonarten werden in einer Piano Roll zwar nicht zwingend benötigt, sollten jedoch
bekannt sein. Wer sein so transponiertes Musikstück in einem Notensystem notieren möchte, um es zu Papier zu
bringen, muss diese Vorzeichen gleich hinter dem Notenschlüssel mit angeben.
Ausgewählte Beispiele
Aus den Beispielen auf dieser Seite wird gut ersichtlich, wie sich beim Transponieren die Halbton- und Ganztonschritte verschieben, doch dabei die Reihenfolge
"Ganzton – Ganzton – Halbton – Ganzton – Ganzton – Ganzton – Halbton"
erhalten bleibt, so dass sich nur die Tonart entsprechend des Anfangsbuchstabens bzw. entsprechend des Grundtons ändert. Dieser Anfangsbuchstabe entspricht der nach dem Transponieren verwendeten Tonart.
Von C-Dur nach D-Dur in Piano-Roll transponieren.
Kleiner Hinweis: Gegenüber den Grafiken wurde bei allen Beispielen auf dieser Seite vor dem Export als Audiodatei eine Achtelpause zwischen der ersten und zweiten Tonleiter eingefügt. Weiterhin wurde als DAW MuLab verwendet und als virtuelles Instrument das Harp Piano (Harfenklavier) ausgewählt.
Von C-Dur nach E-Dur in Piano-Roll transponieren.
Von C-Dur nach B-Dur in Piano-Roll transponieren.
Von C-Dur nach As-Dur in Piano-Roll transponieren.
In den obigen Beispielen wurde stets von C-Dur als Tonart ausgegangen, die erhöht oder
erniedrigt werden sollte. Doch das braucht nicht zu sein, jede Melodie kann, wie im letzten Beispiel hör- und
sichtbar, aus jeder Tonart erhöht oder erniedrigt werden.
Die Vorzeichen entsprechen in ihrer Summe nicht der Summe an Halbtonschritten, um die ein Musikstück versetzt
wurde, auch wenn es im folgenden Beispiel danach aussehen mag (3 x b und 1 x # = 4 Halbtonschritte).
Doch etwas genauer betrachtet, liegt Es-Dur trotz 3 x b nicht 3 Halbtonschritte unter C-Dur, sondern
3 Halbtonschritte über oder 9 Halbtonschritte unter C-Dur, je nachdem in welche Richtung versetzt werden soll.
Nicht nur in diesem Beispiel wäre es auch möglich gewesen, alles eine Oktave niedriger anzugehen.
Davon unberührt, beim Versetzen von Noten in einer Piano Roll werden dennoch alle Noten um die gleiche Anzahl
an Halbtonschritten nach unten oder oben versetzt, bis die gewünschte Tonhöhe und Tonart gefunden wurde.
Von Es-Dur nach G-Dur in Piano-Roll transponieren.
Es sei angemerkt, etwas verworrener sieht es bei Musikstücken aus, die in Moll komponiert wurden, da es in Moll mehr als eine Tonleiter pro Tonart gibt. So wird beim Tongeschlecht Moll zwischen der natürlichen, der harmonischen und der melodischen Molltonleiter unterschieden. Nachfolgend ein Beispiel mit der natürlichen und harmonischen Molltonleiter.
a-Moll natürlich und harmonisch
Doch auch bei Musikstücken in Moll sollte es beim Versetzen in eine andere Molltonart keine Probleme geben, wenn in Halbtonschritten gezählt wird, denn diese Halbtonschritte bleiben gleich. So baut eine natürliche Molltonleiter auf folgender Reihenfolge auf:
"Ganzton – Halbton – Ganzton – Ganzton – Halbton – Ganzton – Ganzton"
Von g-Moll nach h-Moll oder umgekehrt versetzen.
Ergänzend noch der Hinweis, wird ein Musikstück in der Tonart versetzt, müssen die Akkorde ebenfalls entsprechend der veränderten Tonarten angepasst werden. Bei einfachen Dreiklängen könnte der Aufbau wie folgt notiert werden, wobei die Ziffern den Halbtonschritten entsprechen, doch sind Akkorde ohnehin ein Kapitel für sich.
Dur-Dreiklänge: "Grundton – 4 (große Terz) – 3 (kleine Terz)"
Moll-Dreiklänge: "Grundton – 3 (kleine Terz) – 4 (große Terz)"
Fußnoten, Anmerkungen und Kommentare: