Einst, lang ist es her, kannte der Mensch weder Rundfunk noch den Kommerz der
Unterhaltungsindustrie, wollte auf Musik dennoch nicht verzichten. In Kreisen der Aristokratie und des
Adels, später des gehobenen Bürgertums, gaben sich bedeutende Musiker die Ehre. Kunstgenüsse, welche
der breiten Masse des Volkes verwehrt blieben. Doch hier waren es die Bänkelsänger mit ihren Bänkelliedern,
die diese Lücke im Angebot für untere Schichten der Bevölkerung schlossen.
Bänkelsänger zogen von Ort zu Ort mit Schaustellern und anderen Fahrenden Volk, stellten sich auf ein
kleines Bänkel, damit sie auch gesehen werden und trugen auf dem Bänkel ihre Bänkellieder vor. Ein Musikinstrument
hatten sie auch dabei, eine Leier. Während sie sangen, drehten sie an dieser Leier, eine Walze zupfte
an den Seiten, so entstanden die musikalischen Töne. Bildertafeln mit entsprechend gemalten Szenen,
passend zum jeweiligen Bänkellied, rundeten den kulturellen Genuss ab. Da diese oftmals schaurigschönen
Bänkellieder teilweise mehr dem Namen Lyrik verdienen, als das eine oder andere lyrische Werk, so soll
hier eins dieser Bänkellieder vorgestellt werden. Der Wilddieb[1]
und weitere Moritäten, Bänkellieder und Küchenlieder sind erhältlich unter dem folgenden Link bei
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Ist der Wilddieb ein Bänkellied oder ein Küchenlied? Bänkellieder waren nicht
nur lyrisch, oft traurig und schön zugleich, sie waren auch einprägsam. Das was früher ein gutes Bänkellied
war, ist heute nur mit einem Sommerhit vergleichbar. Und so wie heute ein Sommerhit von vielen
Menschen zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten nachgetrillert wird, so wurde vermutlich ein
gutes Bänkellied von Dienstbotinnen und Köchinnen bei der Arbeit in den Küchen der herrschaftlichen
Häuser nachgetrillert. Irgendwann reifte dann der Begriff Küchenlieder.
Fußnoten, Anmerkungen und Kommentare:
1 Einst durften alle Menschen
im germanischen Raum jagen, letztendlich waren es doch sesshaft gewordene Jäger und Sammler. Doch
dieses Grundrecht der Menschen zur Erlegung von Wildbret zur Selbstversorgung wurde mit den Jahrhunderten
immer mehr vom Adel eingeschränkt, bis den Menschen nur noch die Jagd auf Niederwild gestattet wurde.
Die Hohe Jagd auf stattliche Hirsche und ähnlich prächtiges Getier, welches nachhaltig die Nahrungssituation
mansch Ärmeren verbessert hätte, wurde dem einfachen Volke hingegen untersagt. Wer es dennoch
in klaren Mondscheinnächten versuchte, derjenige galt fortan als gemeingefährlicher Wilddieb
und wurde zuweilen mit Zuchthaus oder gar mit dem Tode bestraft. Kein geringerer als Friedrich Schiller
griff dieses Thema aus und fasste eine wahre Geschichte in Worten, deren Inhalt auf folgender Seite
in der Wikipedia in Kurzform nachzulesen ist:
Der Verbrecher aus verlorener Ehre