Jeder Existenzgründer weiß es oder sollte es zumindest wissen,
mit einem 8-Stunden-Tag und ohne ein hohes Maß an Belastbarkeit, einschließlich reichlicher
Beschleunigung bei der Abwicklung von Aufträgen, ist es nicht getan. Erst wenn er aus dem
Gröbsten heraus ist, sein anfänglich kleines Unternehmen einen gewissen Kundenstamm und
Bekanntheitsgrad aufzuweisen hat, darüber hinaus finanzielle Rücklagen gebildet wurden,
kann er das Tempo nach frühesten zwei bis drei Jahren wieder etwas drosseln und zur
Entschleunigung seines Lebensstils übergehen. So weit, so gut.
Einen zeitlich befristeter Lebensabschnitt, der mit einem hohen Maß an Beschleunigung
verbunden ist, ertragen die meisten Existenzgründer über zwei bis drei Jahre problemlos,
ohne physischen oder psychischen Schaden zu nehmen. Erst wenn der zeitliche und psychische
Druck nach zwei bis drei Jahren sich nicht vermindert, Erfolgserlebnisse ausbleiben und
auch nach dem dritten oder vierten Jahr nach erfolgter Existenzgründung nicht an
Entschleunigung zu denken ist, fühlen sich viele Existenzgründer wie ausgebrannt.
Psychologen bezeichnen dieses innerliche Ausbrennen als Burnout-Syndrom.
Bekannt wurde dieses Syndrom durch psychologische Befunde von gestressten Managern,
Trainern und anderen Notleidenden in ähnlich gehobenen Positionen, die sich ausgebrannt
fühlten.
Bei dieser Erkenntnis blieb es nicht, da typische Symptome des Burnout-Syndroms
auch bei anderen Berufsgruppen analysiert wurden.
Die Symptome des Burnout-Syndroms können sich über ein breites Spektrum von einfacher Teilnahmslosigkeit bis zu schweren Depressionen erstrecken. Oftmals beginnt es mit einem hohen Engagement und endet mit einer völligen geistigen Erschöpfung, die auch ihre physischen Spuren hinterlässt. Betroffen können bereits Schüler sein, da dieses Syndrom vor niemanden halt macht, der nicht rechtzeitig einen Gang in seinem Leben herunterschaltet. Nur die rechtzeitige Entschleunigung des eigenen Lebens bietet gefährdeten Menschen einen gewissen Schutz vor dem innerlichen Ausbrennen.
Es stellt sich die Frage, wer droht wann auszubrennen und sollte
aus diesem Grund sein Leben rechtzeitig entschleunigen? Oftmals beantwortet sich diese
Frage von allein, wenn zuvor eine andere Frage beantwortet wird. Diese vorausgehende
Frage könnte lauten, warum verrichtet ein Mensch diese und keine andere Tätigkeit?
Auf der vorausgehenden Seite wurde die Antwort einer Frau zitiert, welche die Nase
voll hatte vom beruflichen Alltag und den daraus resultierenden Stress. Eine Frau,
die sich auf ihre Lebenszeit als Rentnerin freute, da dieser Zeitabschnitt voraussichtlich
für sie mit einer Entschleunigung verbunden ist. In diesem Fall ist davon auszugehen,
dass sie noch nie in ihrer beruflichen Tätigkeit wesentlich mehr sah, als ein notwendiges
Übel um Geld zu verdienen. Millionen andere Mitmenschen, ergeht es nicht sehr viel
anders.
Vom Schüler, der nur wegen guter Zensuren lernt, bis zum Manager, dem es nur um die
Anhäufung von Statussymbolen geht, ließe sich an dieser Stelle ein weiter Bogen durch
alle Schichten der Bevölkerung spannen. Bei all den Menschen in dieser Gruppe ist die
ausgeübte Tätigkeit nur ein Mittel zum Zweck, gleich ob es sich um intensives Lernen
oder um andere Tätigkeiten handelt. Die Gefahr des Ausbrennens besteht umso mehr, wenn
Erfolgserlebnisse ausbleiben und diese Zeitspanne sich übermäßig in die Länge zieht.
Anders bei Mitmenschen, die in ihrem Tätigkeitsbereich aufgehen, die sich dieser Tätigkeit
voller Leidenschaft widmen, ohne dass die Höhe des zu erzielenden Einkommens noch andere
äußere Belohnungsfaktoren eine nennenswerte Rolle spielen würde. Anders ausgedrückt,
Menschen die in ihrer Tätigkeit eine Art von Selbstverwirklichung sehen und Menschen,
die einer Tätigkeit wie einem leidenschaftlichen Hobby nachgehen, leben gesünder.
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