Der alternde Mensch, er hat nicht weniger die Zukunft betreffende
Fragen, als der jugendliche Mensch. Nur unterscheiden sich diese Fragen über das Altern
in vielen Bereichen. Wie könnte es auch anders sein, liegt doch die Welt dem jugendlichen
Menschen noch zu Füßen und erwartet ihm mit offenen Armen. (Es sei berücksichtigt,
die Welt wird einem jugendlichen Menschen nur dann mit offenen Armen erwarten, wenn
es die gesellschaftlichen Verhältnisse und seine direkte Umwelt ermöglichen.)
Völlig anders sieht es hingegen beim alternden Menschen aus. Vor allem dann, wenn sein
Leben scheinbar unerfüllt an ihm vorüber zog und erste chronisch werdende Gesundheitsprobleme
zunehmend dem jeweiligen Lebensalter ihren Tribut zollen. Vielleicht wird dann der
eine oder andere Mensch von ähnlichen Träumen heimgesucht und möglicherweise stellt
er sich dann nach dem Erwachen ähnliche Fragen, wie die weiter unten aufgeführten.
Ein Traum, der sich nicht als Traum zu erkennen gab, so realitätsbezogen
ergriff er von meinem Unbewussten Besitz. Zuerst fiel mir ein, dass ich meinen Hund
zu füttern vergessen hatte. Nicht heute, nicht gestern, sondern bereits seit geschlagenen
vier Tagen überließ ich das arme Tier ohne Futter seinem Schicksal. Ich verstand meine
eigene Gedankenlosigkeit nicht und noch weniger verstand ich, wie ich dem armen Tier
das antun konnte.
Endlich erwachte ich aus diesem Traum, doch die Gedanken kreisten weiter in meinem
Hirn. Musste sofort daran denken, wie ich am Abend auf der Treppe noch ein Pfeifchen
rauchte und der Hund nicht angelaufen kam. War das arme Tier bereits so entkräftet
und lag teilnahmslos vor Schwäche und Entkräftung in seiner Hütte?
Noch im Halbschlaf rang ich mich dazu durch, sofort aufzustehen, um den Hund zu füttern.
Erst bevor ich endgültig aufstehen wollte, da fiel mir ein, dass der Hund schon seit
8 Jahren tot war. 8 Jahre, was für eine Zeitspanne, rein gefühlsmäßig war das doch
erst gestern oder maximal vor einem Jahr. So drehte ich mich auf die andere Seite und
schlief weiter. Wobei weiterschlafen in diesem Fall nicht mit der Bedeutung des Wortes
durchschlafen verwechselt werden sollte, denn in der gleichen Nacht wurden Schlaf und
Träume noch durch einige Hustenattacken je unterbrochen. Nach dem morgendlichen Erwachen
stellten sich dann einige Fragen ein, die ich dem Leser nicht vorenthalten
möchte.
Warum diese Fragen? Aus Resignation oder Frustration?
Nein, keine Spur, sosehr gealtert sind wir ja auch noch nicht, oder?
Fragen, wie die vorausgehenden sind durchaus berechtigt, sollten jedoch keinesfalls überbewertet werden. Richtig ist, der alternde Mensch baut ab. Dieser Abbau erfolgt jedoch in so kleinen Schritten, dass eine Gewöhnung an eine verminderte Leistungsfähigkeit erfolgt. So sehen wir zum Beispiel nicht mit einmal schlechter, sondern stellen mit den Jahren ganz allmählich fest, dass eine Lesebrille wohl angebracht wäre. Ein innerliches Aufbäumen erleben wir allenfalls in der Midlife Crisis, doch ist diese überstanden, gehen wohl die meisten Menschen den Rest des Lebens wieder etwas gelassener an. Doch betrachten wir die Punkte im Einzelnen.
Richtig ist, dass mit zunehmenden Alter das Risiko steigt an
so genannten Altersleiden zu erkranken. Zu diesen Altersleiden können Osteoporose und
Demenz gerechnet werden. An der überwiegenden Mehrzahl aller anderen Krankheiten können
jedoch nicht minder jüngere Menschen erkranken, nur die Gefahr einer Erkrankung steigt
mit zunehmendem Alter, zum Beispiel durch eine beständige Zunahme der Gefäßverkalkung
oder Schädigung der Atemwege durch Rauchen.
Dem steht gegenüber, dass die medizinische Versorgung in einem Land wie Deutschland
sich auf dem höchsten Niveau seit dem Beginn der kulturellen Entwicklung der Menschheit
befindet. Eine Versorgung, die vielen Menschen ein fasst, wenn gleich nicht ganz, beschwerdefreies
Leben bis ins hohe Alter ermöglicht. Einzig den Arzt sollte ein älterer Mensch häufig
aufsuchen, nicht zuletzt auch wegen diverser Vorsorgeuntersuchungen.
Richtig ist weiterhin, dass der biologische Rhythmus mit zunehmenden Alter Änderungen
unterworfen ist, die sich zwar gelegentlich bemerkbar machen, doch durch eine angepasste
Lebensweise lässt sich einiges wieder ausbügeln.
Richtig ist ebenfalls, dass das geistige Potential mit zunehmenden Alter Veränderungen
unterworfen ist. So lässt zum Beispiel die Koordinierung von gleichzeitigen Aktivitäten
nach. Unter Demenz leidende Rentner einmal ausgenommen, können ältere Menschen stattdessen
auf ihre in Jahrzehnten gesammelten Erfahrungswerte zurückgreifen und durch diese Jüngeren
durchaus mit ihrem Rat in der einen oder anderen Situation helfen. Erst ein älterer
Mensch verfügt halt über ein großes Maß an Weisheit, oftmals zumindest. Einige wenige
haben in ihrem Leben hingegen nicht viel dazugelernt und sollten gelegentlich ihre
Weisheiten lieber für sich behalten.
Für wichtiger halten Wissenschaftler hingegen, sich auch mit zunehmenden Alter noch
neue geistige Herausforderungen zu suchen und sich diesen zu stellen, damit neue neuronale
Verbindungen geknüpft werden und die graue Masse nicht vorzeitig altert.
Das erwähnte Tageswerk dürfte sich hingen verändern, wenn das Leben geruhsamer
angegangen wird. Verändern bedeutet in diesem Zusammenhang jedoch nicht weniger ausgefüllt.
Etwas Bewegung, zum Beispiel durch Gartenarbeit, schadet auch im Alter nicht und kann
die Tage gut und gern ausfüllen. Eventuell sollte das Roden von Baumwurzeln Jüngeren
überlassen werden. Wenn der Gartennachbar ebenfalls Ruheständler ist, leidet auch die
zwischenmenschliche Kommunikation nicht.
Andere könnten ein ausgefülltes Tageswerk bereits in der Versorgung der Enkel oder
Urenkel sehen oder in der Beschäftigung mit einem Hobby. Die Haltung eines Heimtieres
oder mehrerer sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden, denn diese nehmen zunehmend
bei Alleinstehenden einen Platz als Sozialpartner ein. Es mag nicht der Weisheit letzter
Schluss sein, wenn ältere Menschen sich mit einem Vogel, Hund oder einer Katze unterhalten
müssen, doch dabei handelt es sich letztendlich um ein gesellschaftliches Problem,
da Mehrgenerationenhaushalte weiterhin in der Abnahme begriffen sind.
Abseits von der Gesellschaft wird der alternde, jedoch gesundheitlich
noch nicht stark betroffene Mensch nur dann stehen, wenn er nicht bereit ist für die
Gesellschaft eine Leistung zu erbringen. Diese Leistung könnte zum Beispiel in
Ausübung einer ehrenamtlichen Tätigkeit bestehen. Gut beraten ist der, der sich nicht
erst im Alter auf die Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit begibt.
Zur 5ten Frage kann an dieser Stelle nicht so sehr viel gesagt werden, da das Thema
zu vielschichtig ist. So müsste zum Beispiel unterschieden werden, ob es sich um eine
Form von Geiz oder von Altersarmut handelt. Ersteres ist kaum behandelbar und Letzteres
ein gesellschaftliches Problem.
Geschrieben von Mele im März 2009
Überarbeitet und um Antworten ergänzt im Mai 2016