Wolkengold - Philosophisches und Wissenswertes
 

Warum, weshalb, wieso und wofür leben wir?

Auf der Suche nach einem Sinn für unser Leben

Warum und weshalb, wieso und wofür, handelt es bei diesen Fragewörtern nur um Wörter mit gleicher Bedeutung?
Nein, weil es auf jedes einzelne Fragewort eine Antwort gibt und erst alle Ant­worten im Zusammenhang eine Antwort ergeben und letztendlich die überge­ordnete Frage nach dem Sinn beantworten. Im Folgenden möchten wir auf diese einzelnen Fragen eingehen, dabei jeweils erst eine kurze Antwort geben und dann auf diese kurzen Antworten, bei denen es sich nur um Gedanken­splitter handelt, tiefer ein­gehen.


Übersicht » Gedankensplitter › Rund um unser Leben


Warum leben wir?

Gedanke: Wir leben, weil die Entstehung von Leben in unserem Universum un­ausweichlich war. Nur wird heute in den Begriff "Leben" mehr als unbedingt erforderlich hineininterpre­tiert, weil das Leben, so wie wir es heute kennen, in sehr kom­plexen Formen existiert und sich sehr vielseitig entwickelte. Bei die­ser heutigen Vielfalt handelt es sich jedoch nur um eine Weiter- und Höherent­wicklung als Folge der Evolution, nicht aber um eine zwingend erforderliche Voraussetzung für die Entstehung von Leben.

Antwort: Wie ein jedes Menschenkind (welches mindestens eine allgemeinbil­dende Schule besuchen durfte) mit Sicherheit weiß, so entstand unser Univer­sum, in dem wir leben, vor rund 13,8 Milliarden Jahren. Die Entwicklung des Universums ist bereits erstaunlich gut durch astronomische Beobachtungen und wissenschaftliche Berechnungen bis zu seinen Anfängen zurück verfolgbar. Allein das, was vor dem Urknall geschah oder wodurch dieser aus­gelöst wurde, entzieht sich bislang noch unserer Kenntnis bzw. beruht bisher nur auf reich­lich gewagte Hypothesen.
Dass sich das frühe Universum nach dem Big Bang begann rasant auszudehnen und dabei abzukühlen, ist leicht vorstellbar, wenn der Leser als Vergleich irdi­sche Ex­plosionen betrachtet. Lediglich die Frage, warum sich unser Universum weiterhin mit zunehmender Geschwindigkeit ausdehnt und sich dabei nicht wie irdische Ex­plosionen verhält, konnte noch nicht abschließend geklärt wer­den. Doch für diese kleine Betrachtung benötigen wir weder Dunkle Materie, noch Dunkle Energie, so dass eine Beantwortung dieser Fragen außen vor blei­ben kann.

Wie bei Theorien üblich, keine Theorie erhebt einen Anspruch auf Unanfecht­barkeit bis in alle Ewigkeit. Möglicherweise wird eines Tages in naher oder fer­ner Zukunft die Theorie vom Urknall durch eine neue Theorie erweitert, korri­giert oder gar entthront. Dennoch können wir gegenwärtig nur von Theorien ausgehen, die von der Mehrheit der Wissenschaftler akzeptiert wird. Es sei denn wir werden selbst forschend in dieser Richtung tätig und entwickeln un­sere eigene, möglicherweise völlig neue Theorie, nachdem wir uns das erfor­derliche Wissen angeeignet haben.
Unabhängig von Theorien, die den Anfang, die Ausdehnung oder ein mögliches Ende unseres Universums betreffen, die Entstehung von Galaxien mit Sternen und Planetensystemen kann kaum geleugnet. Ein Blick gegen den Himmel in einer sternenklaren Nacht, sollte eigentlich bereits als Bestätigung genügen.
Lediglich diverse Schätzungen, wie viele Galaxien mit wie vielen Sternen es ge­ben könnte, verleitet zu gelegentlichen Schwindelanfällen, da die Schätzungen und Zah­len jenseits der menschlichen Vorstellungskraft liegen. So könnte allein unsere Milchstraße um die 300 Milliarden Sterne beheimaten, als eine von mehr als ein­hundert Milliarden von Galaxien.
Bekannt ist weiterhin, dass sich nicht alle Galaxien und Sterne im gleichen Ent­wicklungsstadium befinden und so kann jeder Erdenbürger, wenn es denn unbedingt möchte, einige Sterne beobachten, die bereits am Verlöschen sind oder mit einer Supernova enden und andere, die sich noch im Prozess der Entstehung befinden. Bei diesen Beobachtungen kommt es jedoch auf die Entfernung in Lichtjahren an, denn wir sehen jeweils nur ein Abbild aus der Vergangenheit.

Bleiben wir bei dem, was zur Allgemeinbildung gehört, so ist nach dem gegen­wärti­gen Stand der Erkenntnis unserer Sonnensystem rund 4,6 Milliarden Jahre alt und die Erde, in kosmischen Zeiträumen betrachtet, nur ein wenig jünger. Wann das erste Leben auf der Erde entstand, kann ebenfalls nur grob geschätzt werden, doch rund eine Milliarde von Jahren oder etwas weniger mussten vergehen, um aus einem unwirtlichen Planeten einen wirtlichen Planeten zu formen. Mit den Verhältnissen, wir sie heute kennen, hatte die Erde aber auch vor 3,6 bis 3,8 Milliarden Jahren noch nichts gemein.
Wie das erste Leben auf unseren Planeten entstand, ist nicht bekannt, so dass es nur eine Reihe unterschiedlicher Hypothesen gibt, wobei einer der populärs­ten Hypo­thesen von einer chemischen Evolution ausgeht, die in der Umgebung von hydro­thermalen Quellen (Black Smokern bzw. Schwarzen Rauchern) am Meeresgrund ihren Anfang nahm.

Doch was ist eigentlich Leben?

Nun, eine einheitliche Definition für Leben gibt es nicht. Wenn wir es uns so ein­fach machen möchten, wie es ist, so könnten wir davon ausgehen, dass es sich bei einer einfachen Lebensform um mehr als ein einzelnes Molekül han­deln muss. Eine bloße Verkettung von Molekülen wäre aber immer noch kein Leben, insofern dieses Gebilde nicht in der Lage wäre Energie aus Nahrung zu gewinnen, zu wachsen und sich zu teilen. Weiterhin müssten bei der Teilung Erbinformationen weitergegeben werden.
Und nun könnten wir uns die Rostblüte auf Metallen betrachten und dazu einige Experimente in Gedanken durchspielen. Als erstes könnten wir gedank­lich versu­chen herauszufinden, ob sich ganz gemeiner Rost innerhalb der nächsten Milliarde von Jahren zu einer primitiven Lebensform entwickeln könnte. Eine Lebensform, die sich von Eisenmetallen ernähren und dabei ver­mehren könnte.
Sollten wir in Gedanken bei einem "ja" angelangt sein, versuchen wir in einem weiteren Gedankengang herauszufinden, ob bei der Vermehrung von Rost alle Eigenschaften von Rost weitergeben werden und ob es dabei zu zufälligen Mu­tationen kommen könnte.
Für Leser, die auch am Ende des zweiten Gedankenexperiments zu einem mehr oder weniger klaren "ja" tendieren, für diese Leser sollte eigentlich die Entste­hung von primitivsten Lebensformen kein unlösbares Mysterium mehr darstel­len, womit die Frage nach dem "Warum" geklärt sein sollte.
Oder einfacher und zusammengefasst, wir leben, weil es im Wesen der Materie liegt, sich so effektiv wie möglich zu formatieren und zu vermehren, um der Entropie (Unordnung) zu entgehen. Wobei sich für Gläubige unter den Lesern die Frage ableiten könnte, wer hat der Materie dieses Wesen eingehaucht. Doch es ist nicht Sinn dieses Beitrages einen Glauben als solchen oder insgesamt an­zuzweifeln.

Weshalb leben wir?

Gedanke: Sicherlich weil unsere Eltern sich ein Kind wünschten, dem sie all das mit auf dem Weg geben könnten, was ihren Vorstellungen entsprach. Zu­mindest einem von beiden Elternteilen dürften wir nicht völlig unwillkommen gewesen sein. Ausnahmen, die es verschiedentlich geben soll, bestätigen gewiss nur eine Regel.

Antwort: Eine weitere und tiefergehende Beantwortung dieser Fragestellung könn­te eigentlich entfallen, denn hätte uns niemand gezeugt, so würden wir nicht leben. Erwähnenswert wäre jedoch in diesem Zusammenhang, die Zeu­gung von Nach­wuchs war einst und ist es in einigen Regionen dieser Welt noch heute, nicht selbstlos, sondern diente dem eigenen Überleben im Alter. Wer keine Kinder hatte, hatte auch keinen, der ihn im Alter versorgte.
In Ländern wie Indien und ebenso in den meisten Ländern Afrikas verhält es sich noch heute so, dass Kinderreichtum mitunter die einzige Altersversorgung darstellt. Überall dort, wo es keine geregelte staatliche Altersvorsorge gibt, obliegt es den Kindern die Eltern im fortgeschrittenen Alter zu versorgen. Dieses Prinzip der tradi­tionellen Altersvorsorge durch einen möglichst großen Familienverband war noch bis ins 19. Jahrhundert auch in Deutschland und an anderen mitteleuropäischen Staaten allgegenwärtig.
Somit könnten wir den ersten Gedanken zur Frage wie folgt ergänzen. Wir leben, um unseren Eltern in späteren Jahren die Liebe, Geborgenheit und Zu­wendungen zurückzugeben, die wir in der Kindheit von ihnen erhielten. See­lisch arm ist der­jenige, der in der Kindheit zu wenig davon erhielt und später nicht zum Teilen bereit ist.

Wieso leben wir?

Gedanke: Weil wir bisher des Lebens nicht überdrüssig wurden und von ge­wissen Krankheiten, die kein gutes Ende genommen hätten, verschont wurden. Doch allein damit hätten wir noch keine rundum befriedigende Antwort gefun­den und sollten bei dieser Frage noch etwas mehr in die Tiefe gehen.

Antwort: Wir leben, weil wir am Leben hängen und das selbst dann, wenn ein­mal trübe Stunden oder Tage unser Leben vorübergehend verdüstern. Wir wissen, dass das Leben nicht nur schöne Stunden und Zeiten zu bieten hat, doch wir wissen auch, dass auf trübe Zeiten wieder gute Zeiten folgen werden. Zumindest sind wir uns dessen in der Regel bewusst.
Worüber wir uns nicht oder nur selten bewusst werden, dass hier Urinstinkte ge­koppelt mit Emotionen ihre Wirkung in uns entfalten. Der eine und wesent­lichste ist der Selbsterhaltungstrieb. Auch wenn dieser Begriff oft benutzt wird, so handelt es sich nicht wirklich um einen eigenständigen Trieb, eher um instinktive biologische Mechanismen, die jedoch auf eine Selbsterhaltung hin­auslaufen. Im positiven Sinne werden diese Mechanismen je nach Situation verstärkt durch das Gefühl der Hoff­nung, wobei Hoffnung zu den ausgepräg­testen Emotionen gehört.
Oder sinnbildlicher, wir werden in der größten Notlage oder in einer Gefahren­situation nach jedem rettenden Strohhalm greifen, insofern kein anderer Aus­weg sichtbar, obwohl wir wissen, dass dieser Strohhalm nichts nutzt bzw. uns nicht retten kann.
Menschen, die weder instinktiv ums Überleben kämpfen oder die jegliche Hoffnung verloren haben, könnten unter ernsthaften Depressionen leiden und sollten einen Arzt zu Rate ziehen. Sie könnten sich aber auch in einer Lebens­lage befinden, aus der es wirklich keinen anderen Ausweg gibt, wie z.B. bei langjähriger Inhaftierung unter unmenschlichen Bedingungen. Ausgenommen von dem zuvor gesagten sind ältere Menschen zu betrachten, die unter ständigen Schmerzen leidend zu dem realistischen Schluss kommen, dass es auf Grund ihres Alters und Gesundheits­zustandes keine Hoffnung auf ein schmerzfreies Leben mehr geben kann.

Wofür leben wir?

Gedanke: Nicht um nach einem Sinn des Lebens zu suchen, denn so ein Sinn würde eine Aufgabe voraussetzen, die uns ein höheres Wesen stellte. Doch der Mensch ist als geistig begabtes Wesen hoch genug entwickelt, oder sollte es zu­mindest sein, um seinen eigenen Leben einen Sinn zu verleihen.

Antwort: Gehen wir davon aus, dass das Leben auf unseren Planeten sich über ei­nen Zeitraum von 3,6 bis 3,8 Milliarden von Jahren entwickelte und dabei durch Katastrophen[1] mehr als einmal einen ernsthaften Rückschlag erlitt, war nichts vorherbestimmt. Sind jedoch heute existierenden Lebensformen (ein­schließlich der menschlichen Lebensform) weiter nichts als ein Produkt der Evo­lution, so wäre es fruchtlos nach einem Sinn des menschlichen Lebens zu suchen.
Sollte es dennoch einen geben, was nicht bestritten werden kann und soll, wäre es jedoch vermutlich nicht minder müßig nach diesem zu suchen, da das menschliche Gehirn zu klein wäre, diesen wirklich erfassen und verstehen zu können.
Doch wie leben nicht, um nach einem Sinn des Lebens zu suchen, sondern um uns einen Sinn in unserem Leben zu suchen!

Doch wie sieht es in unserem täglichen Leben aus?

Der Anteil der Menschen, die gelegentlich in sich gehen, um bewusst zu prüfen, ob sie ein (sinn)erfülltes Leben führen, welches auf ein weitestgehend uneigen­nütziges Ziel ausgerichtet ist, dürfte verschwindend gering sein. Der Anteil der Menschen, die ihr Leben auf eine Reihe von eigennützigen Zielen ausrichten, dafür wesentlich höher und einen gewissen Anteil mag es geben, die nur in den Tag hineinleben.
Wer zumindest gelegentlich gedanklich prüft, in welche Richtung sein eigenes Leben verläuft, der sollte dabei berücksichtigen, wir leben nicht nur für uns allein. Der Mensch ist ein soziales Wesen und als soziales Wesen auf eine ge­wisse Reso­nanz und Rückkopplung mit der Gemeinschaft angewiesen. Diese Rückkopplung hat einen gewissen Nachhalleffekt, für den es sicherlich noch eine bessere Bezeich­nung und Erklärung geben dürfte, doch die nachfolgende dürfte und sollte genügen.

Nichts ist wirklich unabänderlich vorherbestimmt in unserem Leben, mit einer ein­zigen Ausnahme und diese Ausnahme wäre, dass wir diese Welt eines Tages wieder verlassen müssen. Doch wenn wir eines Tages gehen und unsere phy­sische Existenz sich wandelt, so sind wir dennoch nicht einfach weg, als hätten wir nie existiert. Einen Teil von dem, was wir in unserem Leben erlebten, lernten, schufen und erreichten, werden wir an die nächste und übernächste Generation direkt oder indirekt weitergeben und vererben. Somit sollte sich jeder zu seinen Lebzeiten dar­über bewusst sein, dass ein gewisser Teil von ihm in den nachfolgenden Generatio­nen weiterlebt.
Oder einfacher, ein Mensch wird erst dann aufhören zu existieren, so als hätte er nie gelebt, wenn sich von den nachfolgenden Generationen kein Mensch mehr an ihm erinnert.

Es sei angemerkt, diese Aussage dürfte sich bei den meisten Mitmenschen auf die eigenen Erben beziehen, wobei sich "weitergeben und vererben" nicht nur auf die Weitergabe der eigenen Gene oder finanzielle Mittel bezieht, sondern Z.B. nicht minder auf die Weitergabe von moralischen Werten, Wissen oder künstlerische wie handwerkliche Fähigkeiten, die bereits im Kindesalter wei­tergegeben und vererbt werden. Doch der eine oder andere wird darüber hinausgehend möglicherweise einen größeren Kreis oder der Menschheit allge­mein ein Erbe hinterlassen, wie es seit der Antike zum Beispiel große Philo­sophen oder Künstler taten, teilweise ohne sich dessen im vollen Umfang bewusst zu sein.
Nun, nicht jeder wird Großes im positiven Sinne vollbringen oder der ganzen Menschheit hinterlassen, doch jeder kann sich einmal im Leben die Frage stel­len, ob er ein (sinn)erfülltes Leben führt. Falls bei dieser innerlichen Fragestel­lung Zweifel aufkommen sollten, so wäre es falsch zu resignieren, denn zu spät ist es erst dann, wenn uns bereits die Kräfte auf Grund eines weit vorgeschrit­tenen Alters verlassen sollten.
Bis zu dem Zeitpunkt, ab dem diese letzten Tage kommen, hindert uns aber niemand daran (außer wir uns selbst), z.B. noch eine neue Pflanze oder ein neu­es Insekt im Amazonasgebiet zu entdecken, uns für den Erhalt von Umwelt und Natur einzuset­zen, für hilfsbedürftige Menschen da zu sein, uns am kulturellen Leben zu beteili­gen, ein kulturhistorisches Gut zu pflegen oder zu restaurieren oder einfach nur unseren Kindern ein gutes Vorbild im positiven Sinne zu sein. Gleich welche Auf­gabe sich die oder der Einzelne stellt, immer wird sein Leben um einen Sinn berei­chert werden.
 

Fußnoten, Anmerkungen und Kommentare:

1 Zu diesen Katastrophen gehörte möglicherweise, neben extremen Klimaschwan­kungen, ein Gammablitz, ausgelöst durch eine erdnahe Supernova, von dem die Erde vor zirka 444 Millionen Jahren getroffen wurde. Diese Theorie wird jedoch nur durch einige Spuren in alten Gesteinslagen untermauert.
Verbreiteter ist hingegen eine Theorie, nach der die Dinosaurier in Folge des Ein­schlags eines Meteoriten vor rund 65 Millionen Jahren ausstarben.
Weiterhin kann davon ausgegangen werden, dass vor etwa 250 Millionen Jahre gewaltige Vulkanausbrüche das Klima nachhaltig beeinflussten, wodurch es zu einem Massensterben kam. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Ausbrüche sich über einen Zeitraum von bis zu einer Million von Jahren hinzogen und dabei weit über 1 Million Kubik­kilometer Magma ausspukten. Darauf lässt zumindest der sibirische Trapp schließen, eine treppen­artige Formation aus Flutbasalt.

 

Unsere
Buchempfehlung



Copyright © Verlag Horst Müller 2006 | Impressum | Datenschutz und Nutzungsbedingungen