Wolkengold - Philosophisches und Wissenswertes
 

Die Maslowsche Bedürfnispyramide
Stufe III bis V im Lebenskreis

Stufen auf dem Weg zu einem erfüllten Leben

Soziale Beziehungen und soziale Anerkennung

Nach den menschlichen Grundbedürfnissen als unterste Stufe und dem Bedürf­nis nach Sicherheit als zweite Stufe, folgt bei der Maslowschen Bedürfnis­pyramide eine dritte Stufe mit den sozialen Bedürfnissen. Auf dieser aufbauend eine weitere Stufe, die das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung bei einer grafischen Darstellung versinn­bildlichen soll. Erst wenn ein Mensch diese Stufen gemeistert hat, so wird er den Geist frei haben für ein Streben nach persönlicher Selbstverwirklichung und zeitweilig das Gefühl verspüren, ein erfülltes Leben zu führen.
Doch Vorsicht bei einer vereinfachten Auslegung. Stufen lassen sich über­springen, abwärts wie aufwärts, so lange die Basis mit den Grundbedürfnissen auf einem soliden Fundament ruht und als gesättigt betrachtet werden kann. Beginnen wir unsere kleine Betrachtung mit der dritten Stufe.

Stufe III - Soziale Beziehungen & Kontakte: Der Mensch ist ein Rudelwesen und blüht erst durch den Kontakt zu anderen Menschen so richtig auf. Eine Zeitspane des persönlichen Rückzuges in die Abgeschiedenheit kann zwar als schöpferische Erholungspause genutzt werden, doch letztendlich braucht der Mensch den Kontakt und das Gespräch mit Artgenossen.
Längere Zeiten der Einsamkeit und der sozialen Isolation werden hingegen für viele Menschen zur seelischen Qual und enden nicht selten mit depressiven Zuständen und Verhalten. Oftmals ist der Mensch dann nicht einmal mehr in der Lage, ohne ärztliche Hilfe diese Depressionen zu überwinden. Zur Selbst­entfaltung ist er in diesem Zustand nicht fähig, von einem erfüllten Leben kann keine Rede sein und das Leben wird oftmals nicht mehr als lebenswert emp­funden.
Eine besondere Form des Entzuges von sozialen Kontakten stellt die Iso­lationshaft dar, die von Menschenrechtsorganisationen kritisiert wird. Je nach Dauer können unterschiedlich schwere physische wie psychische Störungen auftreten. [1]

Die sozialen Beziehungen beginnen im Kindesalter mit einer ausgeprägten Mutter-Kind-Beziehung, wobei eine gute Vater-Kind-Beziehung für die Persön­lichkeits­entwicklung eines Kindes nicht weniger von prägender Bedeutung ist. Weitere soziale Kontakte ergeben sich für gleichaltrige Kinder durch den Besuch von Kindertagesstätten und Schulen, ferner über die Zugehörigkeit zu einer Klicke oder zu einer Interessengemeinschaft. Ab dem Beginn der Reifezeit ist es weiterhin die Paarbildung, die zu neuen sozialen Beziehungen beiträgt.
Verallgemeinernd lässt sich sagen, innerhalb einer familiären Gemeinschaft bestehen soziale Kontakte zu Eltern, Großeltern, Kindern, Enkeln und sonstigen Verwandten. Außerhalb einer familiären Gemeinschaft bestehen soziale Kontakte zu Arbeitskollegen und Vereinsmittgliedern im Erwach­senalter bzw. zu Mitschülern und Schulfreunden im Kindesalter.
Im Alter ist häufig eine Abnahme der sozialen Kontakte zu beobachten. Um die Folgen einer Vereinsamung zumindest teilweise zu kompensieren, wird sich ebenso häufig ein Heimtier angeschafft. So dienen Hunde, Katzen oder Vögel nicht selten als Gesellschafter und als Ersatz für nicht mehr vorhandene Sozial­partner.

Doch nicht nur die sozialen Kontakte zu anderen Menschen sind im Lebens­kreis für ein erfülltes Leben entscheidend und hier setzt die vierte Stufe der Maslowschen Bedürfnispyramide an, sondern nicht minder die Qualität und das Niveau dieser Kontakte. Spätestens dann, wenn die sozialen Kontakte sich auf Grußformeln reduzieren, ohne das es neben dem Hausarzt noch jemanden interessieren würde, wie es einem Menschen geht oder was sich dieser wirklich wünscht oder auf dem Herzen hat, ist eine seelische Vereinsamung nicht mehr weit entfernt.

Stufe IV - Soziale Anerkennung: Allein soziale Beziehungen und Kontakte sind noch kein Garant für ein erfülltes Leben. So wird kaum ein Mensch dauer­haft in einer Zweierbeziehung glücklich werden, die häufig von ernsthaften Streitigkeiten begleitet ist und in der mit der Zeit jede Achtung vor dem Partner verloren geht. Doch welcher Mensch möchte nicht für seine Meinung sowie für sein Tun und Handeln geachtet werden? Welcher Mensch möchte nicht, dass sein Standpunkt zumindest ab und an akzeptiert wird?

Einer Beziehung können Partner, die sich gegenseitig überdrüssig werden, ent­fliehen. Spätesten ein Richter kann bei einer Ehescheidung diesem Zustand ein formelles Ende bereiten. Schlimmer ist es hingegen, wenn ein Mensch an seinem Arbeitsplatz stetig von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehän­selt, gefoppt und gemobbt wird. Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule bereits, ist seit Jahr­zehnten ein Thema und das nicht nur in Kreisen von Psychologen.
Menschen, die im Leben nicht geachtet werden, dafür in der Schule oder am Arbeitsplatz fortlaufendem Mobbing ausgesetzt sind, für diejenigen können der­artige sozialen Kontakte eher zur Qual werden, als das Leben bereichern. Von einem erfüllten Leben bzw. davon, ihr eigenes Leben als ein erfülltes Leben in der Wahrnehmung zu betrachten, sind die von Mobbing betroffenen Menschen sehr weit entfernt.

Stufe V - Selbstverwirklichung: Wann beginnt die Stufe der Selbstverwirk­lichung, auf der ein Mensch mit der Verwirklichung seiner eigenen Träume beginnt? Träume, die sich nicht um den Erwerb von materiellen Gütern drehen, sondern stattdessen zum Beispiel den Wunsch enthalten, sein eigenes geistiges oder künstlerisches Potential voll auszuschöpfen. Einmal im Leben für sportliche Leistungen geehrt zu werden, könnte ebenfalls ein Ziel sein.

Um diese Stufe zu erreichen (nicht abschließend zu meistern), müssen nicht zwangs­läufig alle vorausgehenden Stufen erfüllt sein, mit Ausnahme der Grund­bedürfnisse. So gab es und wird es sicherlich auch weiterhin geben, genügend Künstler, bei denen es um die Sicherheit im Leben eher weniger gut bestellt war und die dennoch an der Vervollkommnung ihrer Fähigkeiten und Werke arbeiteten. Künstler, deren Werke erst im Nachhinein so richtig bekannt wurden, die betraten zu ihren Lebzeiten zwar diese Stufe, nur die Anerkennung erfolgte erst mit Verspätung.

Zu den Stufen auf dem Weg zu einem erfüllten Leben sollten die bisherigen Aus­führungen und Beispiele genügen, wobei jedoch die Frage noch nicht ab­schließend geklärt wurde, was unter einem erfüllten Leben eigentlich zu ver­stehen ist. Doch dazu auf den nächsten Seite mehr.

Weiterlesen › Lebenskreis » Was ist ein erfülltes Leben?

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Anmerkung zu 1 Es sei angemerkt, negativen Auswirkungen durch Isolationshaft beschrän­ken sich nicht nur auf die menschliche Spezies. Auch gesellig lebende Tierarten sollten nicht einzeln und nicht ohne Kontakt zu Artverwandten gehalten werden. Eine Ausnahme stellen hier lediglich Tierarten dar, die den Menschen als Mitglied einer sozialen Gemeinschaft akzep­tieren, wie es zum Beispiel bei Hunden der Fall ist.

 

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