Wir leben in der Gegenwart, die mehr oder weniger flüchtig
ist. Das, was der Einzelne als Gegenwart empfindet, ist im Hier und Jetzt nur ein
Augenblick oder ein Moment, der im nächsten Moment bereits wieder der Vergangenheit
angehört. Aus einer anderen Perspektive betrachtet entspricht die Gegenwart mehr dem
Heute, in dem wir leben. Alle Ereignisse der Vergangenheit bis zur Gegenwart lassen
sich mit Hilfe einer grafischen Zeitlinie oder eines grafischen Zeitpfeils versinnbildlichen.
Doch wo liegen die Unterschiede und wo die Gemeinsamkeiten?
Um diese Frage besser beantworten zu können, betrachten wir uns nachfolgend zuerst
die Gemeinsamkeiten.
Eine Zeitlinie oder ein Zeitpfeil von der Vergangenheit bis in die Zukunft
Die Vergangenheit beginnt an einem 0-Punkt, den wir auch als Punkt A wie Anfangspunkt oder Ausgangspunkt bezeichnen könnten. Einen 0-Punkt oder einen Punkt A besitzt eine Zeitlinie (Timeline) ebenso wie Zeitpfeil.
Die Unterschiede ergeben sich teilweise aus dem, was wir darstellen
möchten. So könnten wir z.B. die Stationen und Ereignisse in unserem bisherigen Leben
von der Geburt bis zur Gegenwart als Punkte auf einer Linie kennzeichnen. Nicht jedoch
die Zukunft, denn was diese uns beschweren wird, wissen wir noch nicht mit Gewissheit.
Bei dieser Darstellung würde Punkt A unserer Geburt entsprechen. Da bekanntlich eine
Linie immer in einem Punkt beginnt und in einem anderen Punkt endet bzw. eine Linie
nur aus Punkten besteht (eine gerade Linie verbindet dabei lediglich den Anfangspunkt
und den Endpunkt auf dem kürzesten Weg, schließt aber dennoch alle weiteren Punkte ebenso
wie eine gekrümmte Linie ein), würden wir spätestens mit dem Endpunkt ein Problem
bekommen, da dieser noch nicht feststeht.
Als weiteres Beispiel könnten wir den Urknall als 0-Punkt ansetzen, die letzten 13,7
Milliarden Jahre betrachten und als Gegenwart das 21. Jahrhundert ansetzen. Auch in
diesem Beispiel existieren bislang von der Zukunft nur Thesen und bislang auf recht
wackligen Beinen stehende Theorien.
Da eine Zukunft dennoch vor uns und vor dem Universum liegt, in dem wir leben, können
wir die Zukunft zwar durch einen Pfeil andeuten, nicht aber klar einen Endpunkt als
Punkt B definieren, um diese beiden Punkte als Gerade zu verbinden. Was wir jedoch
können, statt einen Endpunkt zu setzen einen Pfeil benutzen, nur um eine abstrakte
Richtung in die Zukunft zu versinnbildlichen, womit eine Zeitlinie eher einem Zeitpfeil
entsprechen würde.
Anders bei einer Zeitlinie, wie wir diese zum Beispiel als Timeline vom Videoschnitt
her kennen. Ist der Schnitt vollendet, existiert die Timeline immer noch. Ein Punkt,
der die Gegenwart andeuten soll, existiert auf dieser Timeline nicht, dafür jedoch ein
festgesetzter Endpunkt. Ob wir das Video gestern bereits abspielten oder morgen erneut,
an den Punkten der Timeline ändert sich nichts mehr, insofern wir mit dem Schnitt zufrieden
sind und nicht erneut schnippeln möchten.
In diesem Beispiel könnte ein Pfeil lediglich die Richtung oder Reihenfolge bei der
Bearbeitung vorgeben, doch keine Zukunft versinnbildlichen, sondern nur die Reihenfolge
von Frames bis zur letzten Szene. Eine einfache Zeitlinie, in welcher Reihenfolge welche
Szene oder Blende unabhängig vom Zeitpunkt der Veröffentlichung folgt, ist somit
besser geeignet.