Familiengründung und Kinder

Erlebnisse in Ecuador

Kinder. Sie sind es, die das Bild der Stadt prägen. Das Durch­schnittsalter Ecuadors beträgt 23 Jahre. Ich gehöre also schon zur älteren Hälfte, zum alten Eisen und blicke jedes Mal in höchst verwunderte Gesichter, wenn ich bekennen muss, mit 26 Jahren weder einen Ehe­mann, noch Kin­der vorweisen zu können.

Bild links und unten: © Anja Bosch
Ecuador - Kinder in Tena

Nicht selten haben die werdenden Eltern hier noch nicht einmal die Voll­jährigkeit erreicht und werden im Laufe der nächsten Jahre noch ungefähr 4 weitere Kinder in die Welt setzen. Dies nicht zwingend mit demselben Partner.

Wegen einer Familiengründung wird hier aber auch keine große Welle gemacht, es wird weder großartig geplant, noch ändert sich der Alltag der Eltern einschneidend. Die Kinder werden einfach überall hin mit­ge­nommen, oder in der Obhut der "abuelíta", dem 36-jaehrigen Groß­mütterlein, gelassen.

Während den "Fiestas" kann man um ein Uhr nachts durchaus jungen Müttern begegnen, die sich mit ihren um den Bauch gebundenen Säuglingen auf der Tanzfläche des Dorf­platzes drehen, während die älteren Ge­schwister ent­weder mittanzen, oder am Rand, an einen der unzähligen Verwandten gelehnt, vor sich hin schlummern.

Schwer tun sich die Kleinen mit dem Englischen. Wachsen sie doch häufig mit Kichwa als ihrer Hauptmuttersprache auf und müssen erst einmal korrekt Spanisch in der Schule lernen. So starren wir uns zu Beginn also erst einmal ein bisschen hilflos über unsere Sprachbarrieren hinweg an. Sie, die kleinen dunklen Indiokinder, in ihren niedlichen Schuluniformen auf der einen Seite, ich die große blonde Exotin, die noch komischer Spanisch spricht als sie selbst, auf der anderen Seite. Wir behelfen uns mit Bildern, Liedern, Sprüchen und Spielen. Das funktioniert. Wenn auch nicht ganz so effektiv, wie sich die Gringa das wünschen würde;-).

Anja Bosch, im April 2009 – Erlebnisse in Ecuador – Kapitel II

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