Während dem leicht militärisch angehauchten "Desfile" dagegen, präsentieren sich sämtliche Grund- und weiterführende Schulen, sowie Hochschulen des Kantons in ihren jeweiligen Uniformen. Schneeweiße Socken in blankgewichsten schwarzen Schuhen marschieren im Gleichschritt durch die Stadt. Vorneweg je drei Repräsentanten, weiß behandschuht und mit samtenen Schärpen und Fahnen ausgestattet: Die Flagge der jeweiligen Ausbildungseinrichtung, die Flagge des Kantons Tena und die Flagge Ecuadors. Der Nationalstolz der Ecuadorianer ist unverkennbar und manifestiert sich auch im tagtäglichen Leben in den immer wieder und überall auftauchenden Nationalfarben rot/blau/gelb.
Morgens vor Schulbeginn wird die Nationalhymne gesungen und im Kunstunterricht die Flagge gemalt: In Nationalfarben eingebettet, zeichnen die kleinen mandeläugigen Kinder ein Schiff auf einem breiten Amazonasfluss, der sich im Hintergrund in immer dünner werdenden Schlangenlinien langsam verliert und zu einem hoch aufragenden, schneebedeckten Vulkan führt. Obwohl die Küstenregion nicht auftaucht, zeigt uns schon das Wappen: Welch ein vielfältiges Land!
Und welch ein feierwütiges! Nur wenige Tage nach dem Geburtstagsmarathon, während dem ich mehrfach in den Genuss des ortsüblichen "Drago" komme (ein "100% natürlicher, daher unbedenklicher, sogar fast gesunder"(...) Zuckerrohrschnaps), wird der indigene Held "Jumandy" gefeiert, der 1578 in dieser Region eine Schlacht über die spanischen Konquistadoren gewann.
Staunend beobachte ich das Spektakel auf dem Hauptplatz der Stadt, wo mit Palmblättern und Federn bekleidete Indianer, die mit Mehl geweißten und als Spanier verkleideten anderen Indianer mit Speertänzen besiegen und deren, aus Papier gebastelten Kirchen in Brand stecken. Die umherstehenden Menschen, von denen mittlerweile 90 % zum Christentum konvertiert sind, applaudieren tosend.
Anja Bosch, im März 2009 – Erlebnisse in Ecuador – Kapitel I
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Fußnoten, Anmerkungen und Kommentare: